AUSSTELLUNG / GALERIE FORUM WELS

30. März - 22. April

 

 

Ausstellungsbeitrag ALENKA MALY


Alenka Maly zeigt Campingsituationen und reflektiert dabei persönliche und allgemeine Hoffnungen und Tragödien.

 

Sie stellt sich Fragen wie:

Ist früher oder später alles mehr oder weniger wieder egal? Nützen sich die Bilder von Katastrophen ab? Ist das Mittelmeer nach wie vor eher Sehnsuchtsort als Massengrab? Wird der Schmerz beim Anhören des Songs, der im Bewusstsein des nahenden Todes des Vaters von ihm selbst gespielt und von der Tochter gefilmt wird mit der Zeit erträglicher? Die Wäsche, ist das unsere oder die von jemandem ganz anderen? War das Glück eh immer da oder sowieso nie?
Camping dient ihr als Symbol des vorübergehenden Verweilens in einem Zustand, bei einer Hoffnung, bei heftigem Schmerz, bei großer Aufruhr.


Früher war alles anders
Video/ Loop

Im Video sieht man einen Schriftzug in den Sand gezeichnet. Das Meer hat ihn zum Teil schon wieder weggespült: „Früher war alles anders“. Das Meer wird vor- und zurückgespielt. Übrig bleibt die Frage, ob sich angesichts der Ewigkeit tatsächlich etwas in der Sehnsucht der Menschen, in ihrer Betrachtung, in ihren Ressentiments verändert hat.


Tischtuch

Bearbeitete private Fotos auf Tafeln 30x40

1971 war das Tischtuch zum ersten Mal in Jugoslawien. Erst in der Rückschau fällt auf, dass es seit fast 50 Jahren still immer wieder den Ausbruch der Familie aus dem Alltag begleitet hat. In der Ausstellung wird es zum Hauptakteur. Der 14 tägige Campingurlaub war wie ein Licht am Ende des Tunnels
innerhalb eines Arbeitsjahres, auf den schon ab September wieder gespart wurde- vor und zurück. Auch später, als der Urlaub am Meer an Dringlichkeit verloren hat, war es dabei.
Die Tischtuchfotografien werden in der Ausstellung durch den Song „Wartesaal“ von Gust Maly aus den 70er Jahren näher erschlossen.
Das Tischtuch steht auf einer Seite symbolisch für das Scheitern des Wunsches nach größerer Veränderung und ist diametral eine tröstliche Konstante, die den Tragödien und Verirrungen innerhalb eines Menschenlebens durch Beständigkeit trotzt.

 

Hemd und Rock
Bearbeitete Pressefotos von Flüchtlingscamps auf Tafeln 30x30

Der Ortswechsel und das Leben im Zelt entspringt hier einer existentielleren Not. Die kathartische Wirkung auf das eigene Leben beim Blick auf einen Ozean lässt sich an den Küsten des Mittelmeeres nur mehr unter erheblicher Verdrängungsleistung evozieren. In den Bildern vom Weiterleben unter unfreiwillig gewählten Umständen ist die Wäsche der Flüchtenden herausgearbeitet, Kleidung als das was dem Menschen physisch am Nächsten ist, als etwas, das als Notwendigkeit allgemein bekannt ist, als Stoff der den Filter des Unbegreiflichen ausblendet.

 

Etch a Sketch

3 Fotos auf Tafeln 80x60

Auf der „Zaubertafel“, die in den 70er Jahren ein beliebtes Spielzeug war, konnte man nichts Neues zeichnen, ohne das zuvor Gezeichnete durch Schütteln zu löschen. Man musste also vorher abschließen mit dem was vorher war, oder man blieb traurig über dem Gelöschten zurück, oder man hat nie wieder etwas Neues geschrieben oder gezeichnet. Die erlösende und zugleich bittere Erkenntnis für das ganze Leben daraus ist:


FRUEHER ODER SPAETER IST IMMER ALLES MEHR ODER WENIGER WIEDER WURST


Je nach Blickwinkel ist der Satz sachliche Feststellung, Trost oder Anklage. Wenn man den Satz so liest, dass im Privaten großer Schmerz, zum Beispiel Trauer, mit der Zeit leichter wird, ist er tröstlich. Liest man ihn in einem politischen Zusammenhang klagt er an. Der Satz bleibt auf der „Zaubertafel“ nur eine begrenzte Zeit. Er kann auf ihr nur fertiggeschrieben werden, wenn die vorherigen Satzteile gelöscht werden. So ist er schon während des Schreibens in der Schwebe. Die Wörter Früher oder später und mehr oder weniger bringen den Satz in eine zusätzliche Unsicherheit. Lediglich das Foto hält den kurzen Moment seiner Existenz fest.




LEBENSLAUF

 

Alenka Maly ist Schauspielerin und Filmemacherin geboren 1969 in Wels, lebt in Linz


1988-98
Schauspielstudium an der Bruckner Universität Linz (Diplom 1991) Fixe Engagements am Landestheater Linz, Stadttheater St.Gallen (CH), Theater Phönix; Daneben Stückverträge (ua. Theater Kosmos Bregenz, Waldviertler Hoftheater) Rollen in Fernsehkrimis des ORF, Sprecherin in Literatursendungen von Ö1)


1998-2002
Studium Meisterklasse visuelle Mediengestaltung / Film und Video / Kunstuniversität Linz Seit 2002 arbeitet sie interdisziplinär.

 

Projekte:


2007-2009
Leiterin des von ihr konzipierten Projektes „Hammerweg - Kunst und Alltag im temporären Museum Arbeitersiedlung“

 

http://www.hammerweg.at/ausstellung/index_ausstellung.html


Seit 2013 Sisters Of Another Mother

http://www.gfk-ooe.at/event/ueber-wasser-katharina-kain-und-alenka-maly/
https://www.dorftv.at/video/8500


Seit 2015 künstlerische Leitung des European Grandma Project

http://www.european-grandma-project.eu
Veröffentlichte Filme: Kain Denkmal (Premiere: Crossing Europe 2004) Noch gibt er nicht Milch (Premiere: Crossing Europe 2006) Irmas Zeit (Premiere: Heimatfilmfestival Freistadt 2007) Zwaso (Premiere: Jerusalem Jewish Film Festival 2009/ Haiti Episode in Micha Shagrirs »Hoppa,Hoppa Reiter«), Hammerweg (Premiere: Crossing Europe 2010)